Datum: Sonntag, 26. März 2023

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St. Clemens in Ruwer

Katholische Pfarrkirche St. Clemens in Trier-Ruwer

 

Die heutige katholische Pfarrkirche St. Clemens in Trier-Ruwer wurde 1870/71 nach Plänen von Alexander Himpler, Wallerfangen, und Reinhold Wirtz, Trier, erbaut. Vom Vorgängerbau aus dem Jahr 1754 wurde der schlanke quadratische Westturm übernommen. Er erhielt 1893 ein viertes Geschoss in neuromanischen Formen.

Die Kirche wurde gebaut als neuspätromanische Säulenbasilika mit einem Querhaus und zwei Nebenchören. Außen ist sie verputzt, wobei sich die Gliederungselemante in rotem Sandstein abheben.

Das Gesamtkonzept der Innengestaltung

Bei der letzten großen Innenrenovierung 2007/2009 wurde der Innenraum der Kirche neu gestaltet. Die Neugestaltung ist inspiriert von der Communio-Ekklesiologie des II. Vatikanischen Konzils. Die liturgischen Orte wurden neu geordnet und durch die Ausmalung von Kirchenmaler Günter Daniel, Geisenheim, zu einem übergreifenden Gesamtkonzept verbunden. Die Malerei, welche die 1972 ebenfalls von Günter Daniel geschaffene Ausmalung ergänzt und fortführt, verweist auf das Wesen der Kirche als Gemeinschaft.

Der Ursprung des theologischen Begriffes der Communio ist die Gemeinschaft von Vater, Sohn und Heiligen Geist als den drei Personen des einen göttlichen Wesens. Jesus Christus als wahrer Gott und wahrer Mensch schenkt den Menschen, die zu ihm gehören, die personale Gemeinschaft sowohl mit dem dreieinen Gott als auch mit den Mitmenschen. Die Ursehnsucht des Menschen nach Gemeinschaft mit Gott und untereinander findet ihre Antwort in der Erfahrung des Gemeinschaftswillens Gottes. Durch das Wirken des Heiligen Geistes ist diese Communio in der Kirche anfanghaft verwirklicht.

 

 

Die Hauptapsis

Die Gestaltung der Hauptapsis weist auf die vertikale Dimension der Communio hin, auf die Teilhabe am Leben des dreieinen Gottes.

Im zentralen Fenster der Apsis erscheint der gekrönte Jesus Christus auf dem Thron des endzeitlichen Richters. Seine Füße ruhen auf dem Buch mit den sieben Siegeln aus der Geheimen Offenbarung des Johannes. Seine Arme sind wie im Segensgestus erhoben. Er ist der Erlöser, durch den wir Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott haben. Davon legen die vier Evangelisten Zeugnis ab, deren Symbole Mensch (Matthäus), Löwe (Markus), Stier (Lukas) und Adler (Johannes) die benachbarten Apsisfenster zeigen. Die Glasmalereien in den Fenstern der Hauptapsis und der Nebenapsiden wurden 1962 nach Entwürfen von Jakob Schwarzkopf, Trier, gefertigt.

Der Vater im Himmel ist dem menschlichen Begreifen entzogen. Auf ihn verweist die Sphaera oder der Himmelsbaldachin im oberen Teil des Apsisgewölbes. Ähnliche Darstellungen des Himmelsbaldachins finden sich in den Mosaiken in den antiken Basiliken Roms. Die Sphaera ist hell, durchstrahlt von der Liebe, die Gott welbst ist (1 Joh 4,16b). Sie strahlt das Licht der Liebe in den Kosmos hinein.

Aus der gegenseitigen Liebe von Vater und Sohn geht der Heilige Geist hervor. Sein Symbol, die Taube, ist eingeschrieben in die Lichtwolke zwischen der Sphaera und dem Christus des Apsisfensters. In der Kraft des Heiligen Geistes hat die Kirche durch Jesus Christus Gemeinschaft mit dem Vater im Himmel. Der Heilige Geist ist gleichsam die Seele der Kirche (Leo XIII., Enzyklika "Divinum illud", 1897).

Den Platz unmittelbar unterhalb der zentralen Achse der Communio mit dem dreieinen Gott nimmt eine Skulptur der Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind ein. Es handelt sich um eine Holzfigur aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhundert. Sie ist das älteste Zeugnis des christlichen Glaubens, das die Pfarrei Ruwer besitzt. Sie steht in einer offenen dreifachen Rahmung, die von Karl Peter Böhr, Trier, entworfen wurde. Das Bildnis Mariens wird vom Licht der Liebe Gottes umstrahlt, das die Sphaera durchstrahlt, von ihr ausstrahlt und sich in der Wolke des heiligen Geistes verdichtet. In Maria erkennt die Kirche, was sie ist. In der Gottesmutter ist die Communio mit dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist auf beispielhafte Weise Wirklichkeit geworden. Das II. Vatikanische Konzil nennt Maria in seiner dogmatischen Konstitution über die Kirche "Typus und klarstes Urbild" der Kirche "im Glauben und in der Liebe" (LG 53). In ihrem Bekenntnis, dass Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen ist, drückt die Kirche ihren Glauben aus, dass sich an Maria die Communio mit dem dreieinen Gott vollendet hat. Das Blau der Rahmung findet sich wieder im Blau im Scheitelpunkt des Himmelbaldachins.

Die offene Rahmung erinnert an ein offenes Tor: Maria lädt die Menschen ein, in die Gemeinschaft mit Gott einzutreten, in die sie vorausgegangen ist. Maria ruft die Menschen auf den Weg, der sie zu Kindern des Lichtes werden lässt und zur ewigen Vollendung führt. Das Licht Gottes und die Bewegung, die zu ihm hinauf führt, sind die Themen der abstrakten Malerei auf den Wandflächen unterhalb der Apsisfenster.

Der Gemeinschaftswille Gottes endet nicht an den Grenzen und Mauern der Kirche. Im Epheserbrief heißt es: "Er hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen, in Christus alles zu vereinen, alles, was im Himmel und auf Erden ist" (Eph 1,10).

 

Das Zweite Vatikanische Konzil sagt: "Die Kirche ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit" (LG 1). Das Alte Testament erzählt, dass Gott mit Noah einen Bund geschlossen hat, der für alle lebenden Wesen gilt. Das Zeichen dieses Bundes ist der Regenbogen. Er erinnert hier an den die ganze Schöpfung umfassenden Gemeinschaftswillen Gottes.

Die liturgischen Orte

Die Kirche soll der Raum sein, in dem die Communio mit dem dreieinen Gott in der Verkündigung des Evangeliums von Jesus, dem Christus, und der Feier der Sakramente gelebt wird. Dabei bleibt dieses Lebens der Gemeinschaft mit Gott immer anfanghaft und erwartet von ihm seine Erfüllung.

Der Altarraum

Die bleibende Gegenwart Jesu in unserer Welt, die neuschaffende Kraft seines Kreuzesopfers und seiner Auferstehung, die Gemeinschaft seiner Schwestern und Brüder wird in einzigartiger Weise erfahrbar in der Eucharistiefeier. Der Altar für diese Feier der Communio mit dem dreieinen Gott und den Mitchristen steht erhöht im Chorraum der Kirche. Das Altarrelief von Willi Hahn, Trier, zeigt Christus in der Kelter. Wie die Trauben uns den köstlichen Wein bringen so bringt uns Jesus durch sein Leben und sein Leiden das Heil.

 

Der große Radleuchter mit 72 Lichtern hebt die Bedeutung des Gottesdienstes hervor, der hier gefeiert wird. Das II. Vatikanische Konzil nennt die Liturgie den "Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt" (SS 10).

In den Bogenöffnungen des Altarraums zu den Seitenapsiden hin stehen die beiden Kredenztische, für die Kelch, Schale, Brot und Wein auf der einen und für Leuchter und Evangeliar auf der anderen Seite.

Der Ambo

Ein wichtiges Anliegen des II. Vatikanischen Konzils war es "dass den Gläubigen der Tisch des Gotteswortes reicher bereitet werde" (SS 51). Der Ambo ist der Ort, an dem der Gemeinde aus den Heiligen Schriften des Alten und des Neuen Testaments vorgetragen und in der Predigt ausgelegt wird. Der von Willi Hahn gestaltete Ambo wurde 2009 verkürzt und vor die erste Stufe zum Altarraum versetzt. Die Buchablage, die Lampe und das Mikrofon wurden erneuert. 

 Ambo

 

 

Taufkapelle

Die Taufkapelle

Die Aufnahme in die Gemeinschaft der Kirche geschieht in der Taufe. Der Taufbrunnen von Willi Hahn hat seinen Ort in der linken Seitenapsis, die damit als Taufkapelle dient. Der Bronzedeckel zeigt die Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufter. Hinter dem Taufstein erhebt sich das alte Kirchhofskreuz mit einer Stifterininschrift aus dem Jahr 1760 auf dem Podestbalken. Die Nähe von Taufbrunnen und Kreuz lässt an das Wort des Apostels Paulus denken, nach dem die Taufe den Menschen so eng mit Jesus verbindet, dass er gleichsam mit im begraben wird, um auch in seiner Auferstehung mit ihm vereint zu sein (Röm 6,1-14). Eine Hoffnung, die schon unzählige Menschen im Leben und im Sterben getragen hat.

In der Taufkapelle hat auch das von vielen verehrte Bild der Gottesmutter als der Immerwährenden Hilfe seinen Platz. Maria ist es, die auf Jesus verweist: "Was er euch sagt, das tut!" (Joh 2,5). Hier besteht auch die Gelegenheit, ein Licht anzuzünden als Zeichen von Hoffnung und des Vertrauens auf Jesus, das Licht der Welt. In der Taufkapelle befindet sich ein behindertengerechter Eingang zur Kirche. Eine Rampe macht möglich, mit Rollstuhl oder Rollator die Stufe zum Kirchenschiff zu überwinden.

 

 

Die  Sakramentskapelle

Das Brot, das in der Messfeier zum eucharistischen Leib des Herrn gewandelt wird, wird für die Kranken und für die stille Anbetung im von Fritz Schwerdt, Aachen, geschaffenen Tabernakel aufbewahrt.  Dieses steht in der als Sakramentskapelle gestalteten rechten Seitenapsis, auf einem ehemaligen Seitenaltar aus rotem Sandstein. Die neuromanische Ampel mit dem ewigen Licht erinnert an die Gegenwart des Herrn. Das von Klaus Apel, Kernscheid, gestaltete Kreuz zeigt Jesus Christus als den Auferstandenen, den Sieger über den Tod. Die beiden Tafeln mit den anbetenden Engeln, die aus dem ehemaligen neuromanischen Hochaltar  stammen, erinnern den Menschen daran, dass er als Glaubender niemals allein ist, sondern gerade im Gebet eintritt in die Aufmerksamkeit für den Schöpfer, die eine kosmische Dimension hat.


Das Kirchenschiff

Im Kirchenschiff versammelt sich die Gemeinde zum Gottesdienst. Durch ihre Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott sind sie der heilige Tempfel Gottes (1 Kor 3,17). Im Epheserbrief werden die Gläubigen "Mitbrüder der Heiligen und Hausgenossen Gottes" genannt (eph 2,19). Diese Wirklichkeit machen die Bilder der Heiligen sichtbar, die im Schiff der Kirche ihren Platz haben.

Im linken Querschiffgiebel hängen über dem barocken Beichtstuhl, der aus der Liebfrauenkirche in Trier stammt, drei Altarbilder der Barockzeit. Das größte stammt aus dem 18. Jahrhundert und stellt das Martyrium des hl. Papstes Clemens I., des Patrons der Pfarrkirche, dar. Nach dem Emblem wurde es von Bäckermeister F(ritz) M(aeckel) gestiftet und gehörte zu einem Altar der barocken Kirche. Das Gemälde auf der linken Seite stellt den hl. Ludwig, den späteren Bischof von Toulouse, im Franziskanerhabit dar. Er wird begleitet von Engeln, mit den Bischöflichen Insignien. Es stammt aus dem 17./18. Jahrhundert und wurde nach der Inschrift von "Simon Werner, Praetor ad St. Mathiam et Adv(ocatus) gestiftet. Vermutlich ebenfalls aus der Abtei St. Matthias in Trier stammt das Bild auf der rechten Seite, das den Franziskanerheiligen Joseph von Copertino († 1663) umgeben von Fürstlichkeiten, Bischöfen und einer Volksmenge zeigt.

 

An den Wänden der Seitenschiffe befinden sich vier Skulpturen. Die des hl. Hubertus (vorne rechts) und des hl. Sebastianus (vorne links) stammen vom Anfang des 18. Jahrhunderts und stehen wohl im Zusammenhang mit einer Hubertus- und Sebastianusbruderschaft, die früher einmal in Ruwer bestand. Aus derselben Zeit stammen die Figuren des hl. Johann von Nepomuk (hinten rechts) und des hl. Antonius von Padua (hinten links).

Heilige stellen auch die Glasmalereien  in den Seitenschifffenstern von Rudolf Schillings, Trier. Im linken Seitenschiff sind es die hl. Cäcilia als Patronien der Kirchenmusik und die 14 Nothelfer in zwei Gruppen, die Patrone der Filialkapelle in Eitelsbach. Im rechten Seitenschiff sind der hl. Maximin, der hl. Paulin und der hl. Clemens dargestellt.

Der Weg des Christen ist immer auch die Kreuzesnachfolge (Mk 8,34). Daran erinnern die 14 Stationen des Kreuzweges, der an den Wänden der Seitenschiffe angebracht ist. Darauf verweist auch die mächtige Skulptur des Gekreuzigten im Beuroner Stil, die 1937 für den damaligen Hochaltar angeschafft wurde.

Das Kreuz ist aber nicht das letzte Wort. Die große Hoffnung der Christen ist es, dass der Weg des Glaubens zu der großen Erfüllung hinführt, die in der vollendeten Gemeinschaft mit dem dreieinen Gott liegt. Das Zeichen dieser Hoffnung findet der Gläubige im Bild der Gottesmutter Maria im Scheitel des Hauptchores. Sie hat dieses letzte Ziel bereits erreicht.

Ist dieser Glaube, diese Hoffnung und die damit untrennbar verbundene Liebe in der Kirche lebendig, dann eröffnet sich mitten in dieser Welt ein Stück Himmel. Darauf verweist die blaue Farbe in den Zwickeln der Gewölbe des Kirchenschiffs.

Die Kirche als Gemeinschaft wie als Gebäude kann und will den Menschen Heimat ihrer Pilgerschaft in dieser Welt sein. Ein Vorgeschmack auf die ewige Heimat, die in der ewigen Gemeinschaft mit Gott liegt. Eine Heimat nicht nur für wenige, sondern für alle, die eine solche suchen und  die Jesus Christus in das Reich Gottes ruft. Dabei wird die Kirche immer eine unvollkommene Heimat bleiben. Das ist vielleicht Trost für diejenigen, die an dem einen oder anderen in der Kirche als Gebäude wie als Gemeinschaft Anstoß nehmen. Aber eine unvollkommene Heimat in dieser Welt ist besser als gar keine. So steht am Ende der Wunsch, dass alle Besucherinnen und Besucher der Kirche in Ruwer, in ihr ein wenig Heimat auf ihrem Weg finden mögen.

 

Rainer Justen

Pfarrer

 

St. Clemens St. Clemens Ruwer
Hier noch einige Ansichten unserer schönen Kirche aus einem ganz ungewohnten Blickwinkel. Nur vom Grüneberg aus kann man sie so anschauen.

Die 14 Nothelfer Kapelle in Eitelsbach



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